Er ist der Paradiesvogel unter den Warm-up-Moderatoren: Christian Oberfuchshuber.
Zuletzt war er live on Air im ZDF-Fernsehgarten mit Andrea Kiewel. Für Sie, liebe Leser, hat er mal ein Produktionswochenende zusammengefasst.
Seit knapp 25 Jahren bin ich nun schon als Warm-up-Moderator bei TV-Produktionen im Dienst der guten Laune tätig. Als was? Tatsächlich kennen viele diesen Beruf nicht, spielt er sich schließlich eigentlich hinter der Kamera ab. Als Warum-up-Moderator ist man quasi das, was eine Vorband bei einem Konzert ist. Man bringt die Meute schon einmal in gute Stimmung. Aber nicht nur das. Mein Job ist es, das Live-Studiopublikum auf die Show vorzubereiten, Verhaltensregeln erklären, Werbe- oder Umbaupausen möglichst kurzweilig zu überbrücken.
Ebenfalls bin ich zuständig, dass die Inszenierung der Show mit dem Zutun des Publikums perfekt abgerundet wird. Ich bin jeweils der erste und der letzte, der die Bühne betritt, das Publikum begrüßt und es wieder verabschiedet. Sobald ich allerdings die großen Zirkusdirektoren wie Kai Pflaume, Thomas Gottschalk oder Barbara Schöneberger in die Manege geholt habe, trete ich fast unsichtbar hinter die Kamera zurück. Naja, soweit unsichtbar bei meinem Markenzeichen, dem auffälligen Kleidungsstil, überhaupt geht. Einen Tag kann man schwer in Worte fassen, daher würde ich es gerne mal mit einem Wochenende versuchen: Es ist Samstag, mein Wecker klingelt um 8:00 Uhr.
Da der Zeitplan eng gestrickt ist, gehts ohne großes hin und her direkt ins Bad, Koffer packen und ab zum Bahnhof. Ein schneller Kaffee und ein Croissant in der Lounge, 10 Minuten später geht direkt mein Zug nach Hamburg. Ich wohne in Berlin, bediene aber Produktionen im ganzen Land. Meistens sogar in Köln. Heute führt mich mein Weg zunächst nach Hamburg. Der Zug kommt pünktlich um 11.24 Uhr an, ein Fahrer erwartet mich bereits am Ausgang und bringt mich ins Studio Hamburg, wo an diesem Tag 3 neue Folgen der Rateshow „Kaum zu glauben“ aufgezeichnet werden.
Im Studio angekommen, gehts erstmal in die Maske, damit man mir die Müdigkeit nicht so ansieht. Währenddessen wird im Kostüm bereits mein Hemd gebügelt. Dann geht alles ganz schnell: Anziehen, verkabeln, und pünktlich um 13.15 Uhr beginnt mein 1. Warm-up. Wenig später heißt dann meine Moderation: „Meine Damen und Herren, bitte begrüßen Sie jetzt Ihren Gastgeber: Kai Pflaume!“ Kai wird mit einem frenetischen Applaus begrüßt wird, hält noch kurz Smalltalk mit dem Publikum und anschließend startet die Show. Um 15 Uhr ist die Aufzeichnung zu Ende, Mittagspause.
Ab 16.30 Uhr wiederholt sich alles noch 2x, ehe dann gegen 20.00 Uhr alle 3 Shows fertig aufgezeichnet sind. Am Ende geht auch wieder alles sehr schnell. Umziehen, Tschüss sagen und schon gehts zurück zum Bahnhof, denn um 20.45 Uhr fährt mein Zug, zunächst auch pünktlich, zur nächsten Show nach Frankfurt am Main. Da es so kommt wie es kommen musste, komme ich mit 2-stündiger Verspätung in Frankfurt an, was natürlich bei so einer Uhrzeit besonders ärgerlich ist. Um 5.00 Uhr liege ich endlich in meinem Hotelzimmer. Nach einer kurzen Nacht klingelt um 9.00 Uhr mein Wecker. Pünktlich um 9:30 Uhr steht auch bereits der Fahrer vor dem Hotel und bringt mich zu meiner nächsten Wirkungsstätte. Man fährt ja nicht aus Lust und Laune nachts mit dem Zug, aber an diesem Sonntag bin ich für das Vorprogramm im ZDF-Fernsehgarten zuständig, und da gehts ja immer schon sehr früh los.
Um 10 Uhr auf dem heiligen Gelände des Mainzer Lerchenbergs angekommen, gehts erstmal zum Coronatest. Anschließend versucht die Maske wieder ihr Bestes, damit man mir die kurze Nacht nicht ansieht. Nach einem kurzen redaktionellen Briefing und einem kleinen Rundgang über das Gelände, gehts ab in die Klamotten und raus in die große Arena. Knapp 4000 Zuschauer sind an diesem Morgen da und wollten unterhalten werden. Mit meinen lockeren Sprüchen und 2 Partysongs zum mitmachen, habe ich die Leute auf Temperatur gebracht und sie sind bereit, die Fernsehgärtnerin Andrea Kiewel mit einem Tornado der guten Laune zu begrüßen. Die Stimmung ist auf dem Höhepunkt, die Liveshow kann pünktlich um 11.58 Uhr beginnen. Am Ende der Show muss wieder alles sehr schnell gehen:
Um 14.10 Uhr verabschiede ich die Zuschauer in den Nachmittag, eile in meine Garderobe, ziehe mich wieder um, dann ab zum Bahnhof. An Feierabend ist jedoch noch nicht zu denken. Nach kurzer einstündiger Fahrzeit vom Frankfurter Flughafen nach Köln, in der ich komplett weggeknackt bin und meine Mitfahrer vermutlich mit lautem Geschnarche unterhalten habe, wartet um 16.30 bereits der nächste Fahrer, um mich ins Studiogelände nach Hürth, von den Toren Kölns gelegen, zu fahren. Den nach der Show ist vor der Show. Man erwarte mich bereits im Studio 8, wo an diesem Abend, ebenfalls live, die große Show „Denn Sie wissen nicht was passiert“ mit Jauch, Gottschalk und Schöneberger über die Bühne gehen wird. Nach einem kurzen Briefing mit Regie, Redaktion und Aufnahmeleitung weiß ich jetzt, was an diesem Abend für mich wichtig ist. Ich lege mich noch kurz zu einem Powernap in meine Garderobe, lasse mich anschließend wieder von der Maske auffrischen und trete um 19.45 Uhr vor knapp 500 begeisterte Zuschauer, die heiß auf die Show und einen möglichen Geldgewinn sind.
Um 0:40 fällt an diesem Abend dann die Klappe, die Liveshow ist beendet und ohne großen Umweg geht es ins Hotel. Am nächsten Tag gehts dann wieder zurück nach Berlin und es werden erstmal 2 freie Tage genossen. Ein volles Showwochenende mit insgesamt 5 Shows, 2 davon live, geht zu Ende. Das war schon ein Brett. Aber wenn man seinen Job liebt, dann macht einem ein bißchen Stress nichts aus. Zur Person:Christian Oberfuchshuber, 44 Jahre alt aus Berlin, seit knapp 25 Jahren als Warm-up Moderator, bei den größten TV-Shows des Landes tätig, wie z.B. Eurovision Song Contest, Wetten dass?!, Germanys Next Topmodel, The Voice of Germany, Der Preis ist heiss, Die Passion…… 2022 ausgezeichnet im Rahmen der Gala „40 Jahre Privatfernsehen“ mit der Goldenen Sonne als Bester Warm-upper Deutschlands.