Heute schreibt der Kölner Moderator Marcel Schenk über einen Tag in seinem Leben. Gute Unterhaltung.
„Beschreibe einen ganz normalen Tag in deinem Leben“ lautete die Anfrage von "TVIP", die mich vor einiger Zeit erreichte. Da ich einen freien Tag gerne „pendelnd“ zwischen Sofa und Bett verbringe, egal ob vor dem TV oder mit Handy/Tablet in der Hand, werde ich einen Arbeitstag als freiberuflicher Moderator umschreiben. Nun, eins vorweg: es sind wirklich normale Tage, eigentlich Tage wie sie jeder kennt und durchlebt. Eine Welt voll Glitzer und Glamour mag es für wenige Ausnahmen geben, aber letztlich ist doch nur eine Frage wirklich wichtig: „Magst du, was du tust?“. Nach diesem Credo sollte jede/r von uns das Leben ausrichten.
Ich versuche diverse Tage und ihre Unterschiede zu beschreiben. Wenn ich das (von mir liebevoll genannte) „Gute Laune Frühstücksfernsehen“ beim Münchener Sender moderiert habe, war die Nacht meist kürzer als erhofft. Am Vorabend fühlt sich dann eine 20 Uhr Ausgabe der „Tagesschau“ bereits wie das „RTL Nachtjournal“ an. Als Wahlkölner bedeutet 1-2-3.tv für mich immer eine Anreise vom Rheinland nach Südbayern. Diese startet für mich meist am Vortag der Sendung gegen Mittag (zu 90% per Zug, in Ausnahmefällen auch mal per PKW, Corona-bedingt lässt sich das nicht immer vermeiden). Nach der Ankunft am Hotel (beim einchecken kennt man sich inzwischen, was direkt wieder Zeit spart) fahre ich meist noch in die City, besuche den Karlsplatz/Stachus, setze mich in eines der vielen Cafés (hier jedoch abseits der Touristenpfade) und bummel durch die Münchener Warenhäuser.
Meine Produkte für die Shows am Folgetag habe ich meist via Internet und Interner Unterlagen durchgeschaut, in Gedanken erste Verkaufsargumente dazu sortiert und mir einen groben Ablauf überlegt. Wenn dann der Wecker gnadenlos um 3:45 Uhr zuschlägt, fühlt es sich für mich (auch nach inzwischen drei Jahren 1-2-3.tv) noch immer so an, als ob ich mich doch gerade erst hingelegt hätte. Aber wie singt der Wendler so schön: egal! Nach einer langen Dusche (während der ich mich immer frage, ob die anderen Hotelgäste früh um 4 eigentlich mein Singen gerade auch so schräg finden) sieht die Welt schon anders aus. Ich verlasse das Hotel meist gegen 5 Uhr (ohne Frühstück) und fahre in den Sender. Dort wartet (abseits der Corona-Pandemie) bereits mein zuständiger Producer, für den die Nacht ebenfalls kurz war, und geht mit mir die Reihenfolge der Produkte durch. Gibt es besondere Events oder Programmpunkte in meinen Sendungen oder kann ich auf Shows meiner Kollegen im Tagesverlauf moderativ hinweisen - all dies wird geklärt, bevor ich mich um 5:30 Uhr in die Maske begebe. Dank Make up glänzt man(n) nicht im Studio, außer natürlich im Idealfall durch Leistung, und die Müdigkeit verschwindet ebenfalls unter jedem Pinselstrich.
Jetzt noch schnell verkabeln, und dann erleuchtet an Kamera 1 auch bereits das Rotlicht. Deutschland und Österreich können jetzt - um Punkt 6 Uhr - tolle Schnäppchen via TV einkaufen. Ich beginne meine Moderation meist mit einem Blick in den „kuriosen Kalender“, weise auf „den Tag des Apfelkuchens“ oder - ironischerweise - den „Tag des langen Ausschlafens“ hin. Das bringt für die Zuschauer meist einen kleinen Schmunzler am frühen Morgen und die Show kann beginnen. An was erinnert man sich rückblickend? Natürlich an Pannen, die immer mal wieder im Live-TV passieren können. Oder aber an besondere Anlässe, wie Sendergeburtstage oder meine Liveshow an Silvester von 22:00 bis 2:00 Uhr. Fun-Fact am Rande: mein Sekt im Studio war nicht echt, aber die Stimmung im Team trotzdem super (vermutlich hatten alle anderen doch was „echtes“ im Glas...?).
Wenn ich bei einem anderen Sender, z.B. pearl.tv in Niedersachsen, vor der Kamera stehe, starten die Tage ähnlich - jedoch einige Stunden später. Während meine Frühschicht bei 1-2-3.tv meist nach 2 bis 4 Stunden durchgehender Livemoderation endet, ist der pearl.tv Sendetag von Mittag in den früheren Abend hinein länger - dafür aber auch immer wieder mit Pausen unterteilt. Beide Varianten machen Spaß und das schöne am Job vor der Kamera ist für mich auf jeden Fall die Abwechslung und Unberechenbarkeit der Livepräsentationen. Auch die Interaktion vor und nach den Shows über Facebook, Instagram oder ganz klassisch per (Autogrammwunsch-) Post gehören dazu - und lassen mich auch 10 Jahre nach meiner ersten Moderation noch immer diese Dankbarkeit spüren, einen der besten Jobs der Welt zu haben.
Wir sehen oder lesen uns.
www.Marcel-Schenk.de
www.facebook.com/schenk.marcel
Zur Person:
Marcel Schenk kam 1977 im Ruhrgebiet zur Welt, lebt seit fast 20 Jahren in Köln und hat neben Reporter- und Moderationsaufgaben schon für diverse lokale Radiostationen gearbeitet.
Außerdem tritt er seit 2010 auch immer wieder in der Welt des Verkaufsfernsehens auf. Er liebt die Stars, Musik und TV Shows der 80er Jahre (gibt es ein besseres Jahrzehnt?) und unterstützt den regionalen Tierschutz. Dies liest sich fast wie ein Wikipedia Eintrag.. wer einen schreiben möchte: nur zu.