Die Texte habe ich mir für die Bahnfahrt als PDF-Datei auf das Smartphone gezogen. Am Vortag habe ich die fünf Folgen per Mail bekommen und bereits einmal durchgearbeitet. Gibt es Eigennamen die besonders ausgesprochen werden?
Gibt es mir unbekannte fremdsprachliche Ausdrücke? Sind dem Autor Fehler in der Bezeichnung der Personen unterlaufen? Kann man irgendwo im Text eine amüsante oder freche Bemerkung mit einfließen lassen? All dies checke ich jetzt nochmal auf der einstündigen Zugfahrt nach Köln. Eigentlich bin ich Kölner, sogar ein kölsches Urgestein wenn Sie so wollen, aber vor gut zwei Jahren habe ich meinem Zweitberuf mehr Gewicht verliehen und habe mir ein großzügiges Atelier gemietet (und bin nach Unkel am Rhein gezogen)…als Maler. Um genau zu sein: Als Neo Pop Art Maler/Künstler. Und in diesem Metier habe ich es immerhin dahin gebracht, das die Presse meine Wenigkeit als den „bekanntesten deutschen Neo-Pop-Art-Künstler“ bezeichnet. Wohlgemerkt unter dem Namen: Malte Sonnenfeld.
Das ist aber nur mein Künstlername. Mein bürgerlicher Name ist Michael Koslar. Und als dieser bin ich seit über einem Viertel Jahrhundert als Moderator, als Autor und als Sprecher in der deutschen Medienlandschaft unterwegs. Seit acht Jahren z.B. bin ich nun schon Sprecher oder Off-Voice für das wochentägliche Format „4 Hochzeiten und eine Traumreise“. Das Format läuft in der Nachmittagsschiene bei dem deutschen Fernsehsender VOX und wird von ITV Germany produziert. Moderator ist der Weddingplaner Froonck.
Mir selbst kommt die Aufgabe zu, das Geschehen unterstützend zu kommentieren und dem Zuschauer die ein oder andere Information zukommen zu lassen, die sich nicht direkt aus dem sichtbaren Inhalt ergibt. Die Texte werden von einem Stamm von Autoren geschrieben, die sowohl das Format in- und auswendig kennen, als auch meine „Rolle“ als Sprecher bedienen. Dies lässt mir genügend Platz mich mit Teilen meiner (Sprecher-) Persönlichkeit einzubringen. So kann ich bei „4 Hochzeiten und eine Traumreise“ z.B. das ein oder andere Bonmot unterbringen und unter anderem dadurch die Richtung des Formates ein klein wenig mitprägen.
Bahnhof Köln Deutz Messe. Hier muss ich raus, denn hier sitzt, in den restaurierten Kölner Rheinhallen, fußläufig gerade mal 5 Minuten entfernt, der Fernsehsender VOX…und auch RTL, SuperRTL, sowie der Nachrichtensender n-tv. Die Gesamtfläche des nun „Rheinpark-Metropole Köln“ genannten Areals von 160.000 m² wird zur Hälfte von der RTL-Mediengruppe genutzt.
Ich fahre die Rolltreppe zum Empfang hoch, zeige meinen Ausweis, werde eingelassen und gehe zu einem der vielen Vertonungsstudios, die der Mediendienstleister CBC (Cologne Broadcasting Company) hier im Hause betreibt. Dort treffe ich auf den/die Toningenieur/-in, der/die fünf Folgen, die ich heute einspreche, abmischt. Ich packe meinen Rucksack aus, stelle mir eine Flasche Wasser in die Sprecherkabine, stöpsele meinen Köpfhörer ein (ich benutze immer meinen eigenen Kopfhörer), rücke mir das Mikro und den Bildschirm, auf dem die aktuellen Folge zu sehen ist, zurecht und geb dem Ton-Ing eine Sprechprobe.
Dann trudeln auch irgendwann sowohl der Autor/-in ein, als auch meine Chefredakteurin. Es wird ein wenig geflachst, Neuigkeiten ausgetauscht, dann geht es ans vertonen. Ab und zu müssen wir dann doch noch den ein oder anderen Satz umstellen oder neu schreiben, weil er so nicht mehr in die fertig geschnittene Version der Folge passt. Gemeinsam mit den Autoren feilen wir an einer neuen Formulierung rum, bis diese dann auch wirklich passt.
Nachdem ich dann die letzte Folge, das Finale, welches immer freitags ausgestrahlt wird, eingesprochen habe, drehen wir für die sozialen Medien noch einen kleinen Teaser mit mir, in dem wir auf die „neue Woche“ hinweisen. Seit 2019 bin ich übrigens auch für die gleiche Produkionsfirma als Sprecher für das Format „Die schönste Braut“ unterwegs - ebenfalls zu sehen auf VOX. Daneben bin ich als „freier“ Sprecher unterwegs: vom selbstproduzierten Krimihörspiel „Die Lembeck-Connection“ mit Betty LaMinga bis hin zum demnächst erscheinenden Kinderhörbuch „Wilma Wochenwurm“ von Erfolgsautorin Susanne Bohne.
Darüberhinaus macht es mir auch Spaß Kollegen bei Ihren Projekten zu unterstützen, wie z.B. die Jungs und Mädels von Fandom House. Unlängst durfte ich in der Produktion eines Karl May Hörspiels den „Bösen“ geben. Keep up the good work, Leute!
Als ich die Sprecherkabine verlasse und mich von allen verabschiedet habe,
klingelt mein Smartphone. Eine gute Bekannte, ebenfalls aus den Medien, ist dran. Sie hatte vor ein neues Format mit mir, diesmal mit mir VOR der Kamera, einem Sender zu präsentieren. Der Pitch, die Vorstellung, ist sehr gut gelaufen, übernächste Woche will sich der Sender entscheiden. Drücken Sie mir also die Daumen, man sieht - oder hört - sich.
Ihr Michael Koslar