Er war bereits für diverse Fernsehsender tätig, darunter MTV, VIVA, TELE 5, ATV oder PREMIERE. Was er nun macht,- lesen Sie selbst.
Ich habe in meinem Leben schon einiges für die verschiedensten Medien gemacht. Ich war unter anderem Redakteur, Produktionsassistent, Reporter, Texter, Comedy-Autor, Sprecher, TV-Moderator und Schauspieler (ich habe sogar einen IMDB-Eintrag, wie ist denn das passiert?!?). In meiner Steuererklärung gebe ich deshalb als Berufsbezeichnung immer „Medienschaffender“ an. Das ist schön schwammig und kann eigentlich alles bedeuten.
Inzwischen bin ich in der Regie von ´Sky Sport News´ gelandet (gibt´s im Free-TV!) und fahre seit über vier Jahren live Rolling News aus der bunten Welt des Sports. Gewiss gibt es Unspannenderes als den Alltag in einem Sport-Nachrichten-Sender und ich bin selbst durchaus sportinteressiert (TSV 1860, Ole, oleeee), ich möchte an dieser Stelle aber lieber über einen Nebenjob von mir berichten.
Denn mein Herzblut gehört immer noch der Unterhaltung - hauptsächlich der Comedy – und daher gebe ich seit über zehn Jahren als Lehrbeauftragter an diversen Universitäten in Deutschland Seminare über Comedy im Radio, in der Werbung oder in Web und TV. Das „Comedy Camp“ habe ich zusammen mit meinem guten Freund Dennie Klose entwickelt (kennt ihr vielleicht aus „Upps! Die Pannenshow“), nachdem uns ein befreundeter Professor fragte, ob wir nicht einen Praxisorientierten Kurs anbieten wollen, quasi als alte Medienhasen. Da wir auch der Meinung sind, dass die Studiengänge nach der Bologna-Reform viel zu theoretisch geworden sind, fühlten wir uns geradezu dazu verpflichtet. Denn seien wir uns doch mal ehrlich: Wie sieht so ein typisches Uni-Seminar aus? Du schreibst eine Hausarbeit, die du nicht schreiben willst und gibst sie jemand zu lesen, der sie nicht lesen will. Das können wir besser!
Angefangen haben wir damit an der TU Braunschweig, später kamen die LMU München und die TU Erfurt dazu, am allerliebsten dozieren wir aber im wunderschönen Passau. Das „Comedy Camp“ ist ein Blockseminar und findet am Wochenende statt, daher beschreibe ich mal nicht einen „typischen Tag im Leben von“, sondern ein „untypisches Wochenende im Leben von“. Leider ist der Kurs Corona- und Budget-bedingt derzeit gerade auf Eis gelegt, aber normal läuft es folgendermaßen ab:
Meistens reisen wir schon am Abend vorher an, dann können wir in Ruhe nochmal die Inhalte besprechen, und wenn wir Glück haben, erwischen wir noch Prof. Knieper und können mit ihm in eines der tollen Restaurants in Passau gehen und lecker speisen. Das klappt aber nur, wenn uns die Deutsche Bahn keinen Strich durch die Rechnung macht. Ich brauche mit der Regionalbahn von München Hbf nach Passau Hbf etwas über zwei Stunden. Dennie, der in Niedersachsen wohnt, gondelt schon gerne mal über sechs Stunden mit dem ICE durch die Republik. Ich muss dafür immer extra früh im Zug sein, um noch einen guten Sitzplatz zu ergattern. Denn im Regionalzug ist nichts mit reservieren und der Zug ist abends immer knackevoll.
Aber nach einer anstrengenden Zugreise entschädigt uns die Ankunft im malerischen Passau immer wieder, vor allem, wenn die Sonne scheint. Spannend ist dann auch, in welchem Hotel wir untergebracht wurden. Ist es der „weiße Hase“ oder der „wilde Mann“? Alle haben ihre Vor- und Nachteile.
Am nächsten Morgen besprechen Dennie und ich beim Frühstücksbuffet noch die letzten Feinheiten für den Kurs, dann geht´s ab zum Campus. Am Institut für Medien- und Kommunikation mit der roten Telefonzelle am Inn-Ufer sind wir nach all den Jahren schon fast zu Hause. Wir müssen den uns zugewiesenen Seminarraum suchen und dann heißt es warten auf die Studierenden. Wie viele werden diesmal kommen? So ein „Comedy Camp“ kann schon bis zu 25 Teilnehmer haben, davon sind meistens etwa 80% weiblich.
Wenn die letzten eingetrudelt sind, geben wir die Anwesenheitsliste durch und stellen uns vor, damit die gleich mal wissen, mit wem sie es zu tun haben. Schließlich werden wir einige Tage sehr eng zusammenarbeiten. Wir wollen nämlich ein Comedy-Format für Web oder TV erstellen und dieses dann auch produzieren. Ein Haufen Arbeit, vor allem für Drehunerfahrene. Aber deshalb lieben wir gerade das „Comedy Camp“: Die Studis sind noch völlig frisch und noch nicht so „medienversaut“ wie wir. Die haben noch Ideen ohne Schere im Kopf, auf die wir so nie kommen würden.
Aber erst mal schauen wir uns zusammen mit den Teilnehmern die Medienlandschaft an und Brainstormen. Was gibt es denn eigentlich für Arten von Comedy—Formaten? Uns selbst überrascht da immer wieder die Vielfalt. Es gibt „Sit-Coms“, „Cartoons“, „versteckte Kamera“, „Sketch-Shows“, „Comedy-Talks“, „Satire-Shows“, „Late Night Shows”, “Clip Shows” und und und… Viel Spaß macht es uns dabei, die Leute aufzuklären, was der Unterschied zwischen einer „Sit-Com“ und einer „Comedy-Serie“ ist. Das wissen nämlich nicht mal alle TV-Magazin-Redakteure oder Unterhaltungschefs von großen Sendern. Was uns aber im Kurs immer etwas schockiert ist, dass die jungen Leute heutzutage die meisten der Kult-Sendungen unserer Kindheit und Jugend gar nicht mehr kennen bzw. nicht mal davon gehört haben. Das ist natürlich logisch aber auch irgendwie traurig. Denn die meisten Studierenden haben nicht mal mehr einen klassischen Fernseher oder nutzen generell kein lineares TV mehr.
Anschließend gibt es noch etwas Humor-Theorie, schließlich sind wir immer noch an einer Universität. Dieses Wissen mussten wir uns selbst aus Büchern zusammentragen, da leider das Fach „Comedy“ viel zu selten an Hochschulen angeboten wird. Aber es ist faszinierend, zu erfahren, wie ein Gag eigentlich aufgebaut ist mit Setup, Punchline, Inkongruenz etc. und warum manche Witze einfach in die Hose gehen. Zusätzlich zur Theorie machen wir mit der Gruppe Kreativübungen und schauen jede Menge urkomische Beispiele aus unserem Archiv, damit nicht alles trockene Theorie bleibt und damit ist der erste Tag auch schon rum.
Am Samstagabend gehen wir dann meistens mit den uns liebgewonnenen Freunden in Passau weg. Das sind nicht nur die Mitarbeiter des Instituts, sondern auch Studis und Ex-Studis aus unseren früheren Kursen, mit denen wir uns regelmäßig treffen. Das „Comedy Camp“ ist eben sehr familiär und schweißt zusammen. Meist landen wir am Ende in der legendären Cocktailbar „Journey“ von Hubert, welche uns zu einem zweiten Wohnzimmer geworden ist. Da kann es auch schon mal später werden.
Und das kann auch zum Problem werden, denn schließlich müssen wir am Sonntagfrüh wieder die ersten auf der Matte sein und dürfen uns als Dozenten keine Blöße geben, auch wenn die Augen noch so klein sind. Denn an diesem Tag geht es schon richtig ans Eingemachte.
Nachdem wir den Studis dann ein paar Werkzeuge an die Hand gegeben haben, mit denen sie gut bei der Comedy-Produktion arbeiten können (z.B. Running Gags, 2-liner, Rule of 3), gehen wir schon in die Kreativ-Arbeit.
Auf was für eine Art von Format haben die Teilnehmer denn Lust? Fällt ihnen vielleicht ein völlig neues ein? Unser Anspruch ist auf jeden Fall, etwas zu erstellen, was es so vorher noch nicht gab. Also z.B. als Idee eine Comedy-Serie, die in einer Bar spielt, ist uns noch zu banal. Da muss schon etwas Unheimliches auf der Gäste-Toilette hausen oder so, dann wird evtl. ein Schuh draus. Und so entwickelt sich langsam innerhalb des Kurses aus einer ersten Idee ein handfestes, tolles Format, welches man ohne rot zu werden ruhig einem Senderchef oder einer Produktionsfirma vorschlagen kann. Das ist nämlich unser Ziel: Wir wollen nicht für die Tonne produzieren, sondern vielleicht mal eines der Formate an den Mann/die Frau bringen.
Wenn wir uns letztendlich für ein Format entschieden haben, geht es an die Planung für die Produktion. Drehen wir draußen oder im hauseigenen TV-Studio? Wer macht was? Müssen wir ein Drehbuch schreiben? Brauchen wir Darsteller oder Moderatoren? Brauchen wir Publikum? Brauchen wir Kostüme und Requisiten?
Zu diesem Zeitpunkt arbeiten die Kurs-Teilnehmer inzwischen selbstständig mit Hilfe unserer Betreuung und machen die redaktionelle Arbeit. Sie schreiben am Drehbuch oder am Ablaufplan, erstellen Drehpläne und Dispos und besetzen die Schlüsselpositionen wie Regie, Kamera oder Aufnahmeleiter. Was meistens kaum einer machen will, ist das Catering. Ist aber eine der wichtigsten Aufgaben überhaupt! Ohne Kaffee und mit leerem Bauch, dreht es sich nun einmal schlecht.
Es ist schon Sonntagnachmittag und Dennie macht sich langsam auf den Weg zum Bahnhof, er hat schließlich noch eine lange Heimreise vor sich. Ich gönne mir meistens den Luxus und bleibe bis zum nächsten Tag, dann kann ich die Studis länger betreuen und muss nicht so hetzen. Wenn alle Fragen geklärt sind, mache ich mich schließlich auch auf zum Hotel und hole mir traditionsgemäß noch ein Desperados-Bier an der Tanke. Wenn das Wetter passt, setze ich mich ans Inn-Ufer, atme tief durch und genieße den Feierabend. Das „Comedy Camp“ ist für mich zwar wie ein kleiner Kurzurlaub, aber danach brauche ich meistens auch ein paar Tage frei. Und am nächsten Wochenende wird auch schon wieder gedreht. Knallhart!
Doch von all dem möchte ich euch ein anderes mal berichten.
Zur PersonThilo Henrik Schrödel studierte Kommunikationswissenschaft, Psycholinguistik und Markt- und Werbepsychologie an der LMU München. Schon während des Studiums arbeitete er viele Jahre als Comedy-Autor für Radio-Stationen wie M94´5, ENERGY München 93,3, Hit-Radio Antenne Niedersachsen, Megaradio und besonders für ANTENNE BAYERN. Nach seinem Magister-Abschluss war er als Moderator, Redakteur, Texter, Sprecher und gelegentlich als Schauspieler für diverse Fernsehsender tätig, darunter MTV, VIVA, TELE 5, ATV oder PREMIERE. Seinen ersten Lehrauftrag erhält der gebürtige Münchner und Halb-Schwede 2008 an der Carolo-Wilhelmina-Universität Braunschweig, inzwischen ist er Lehrbeauftragter an der Universität Passau und dem Institut für Kommunikationswissenschaft in München. In seinen praxisorientierten Seminaren und Kursen geht es hauptsächlich um sein Lieblingsthema: Comedy und Unterhaltung in den Medien. Nach einer Weiterbildung zum Media Producer ist Thilo Henrik Schrödel nun hauptberuflich für den Pay-TV-Sender Sky Deutschland tätig.